Polizeilicher Opferschutz
Tag des Krimininalitätsopfers - Romance Scamming
Am 22.03.2019 ist Tag des Kriminalitätsopfers unser diesjähriges Thema: "Romance Scamming"

Das Kriminalkommissariat Kriminalprävention/Opferschutz hat sich entschlossen den diesjährigen Tag des Kriminalitätsopfers unter die Überschrift „Romance Scamming“ zu stellen.

Romance Scamming oder auch Love Scamming beschreibt die moderne/digitale Form des Heiratsschwindlers. Organisierte Banden - häufig aus Westafrika (Nigera-Connection) - erstellen sich täglich zu tausenden Fakeprofile auf Dating-Plattformen und in Sozialen Netzwerken und suchen den Kontakt zu einsamen Menschen, die im Netz auf der Suche nach Zuwendung, Zweisamkeit oder einfach nach nettem Austausch sind. Die Kontaktanbahnung läuft dabei durchaus monatelang, bis der emotionale Draht zu den Betroffenen so ausgeprägt ist, dass diese alle Sicherheitsbedenken außer Acht lassen und auch schließlich bei Geldforderungen die Alarmglocken nicht mehr angehen. Die Täter schleichen sich sozusagen in das Herz der Betroffenen und schalten gleichzeitig deren Verstand aus.

Typisches Vorgehen

Kontaktaufnahme über soziale Netzwerke oder Partnerschaftsplattformen
 

  • Scam-Männer geben sich häufig als gutsituierte Weiße (Ingenieure, Ärzte, Computerspezialisten, Geschäftsleute, US-Soldaten) aus
     
  • Scam-Frauen geben häufig vor Ärztinnen, Krankenschwestern, Lehrerinnen, Geschäftsfrauen etc. zu sein - häufig aus Russland oder Osteuropa
     
  • Scammer sind auf den Fotos immer sehr attraktive Menschen. Die Fotos sind in aller Regel gestohlen
     
  • Die Kontaktanbahnungen laufen durchaus mehrere Wochen und Monate. Die Scammer schleichen sich dabei „emotional in die Herzen ihrer Opfer“ ein und machen sie emotional abhängig
Warnhinweise
  • Die Person auf dem Foto ist „zu schön, um wahr zu sein“
     
  • Das Foto ist sehr klein und eventuell unscharf
     
  • Die Schreibstil ist sehr pathetisch oder schwülstig
     
  • Scammer agieren oft auf Englisch
     
  • Scammer wollen unerkannt bleiben und drängen ihre Opfer häufig schnell dazu, die Datingplattform oder das Flirtportal zu verlassen und auf einen privaten Chat, E-Mail oder Messenger zu wechseln
     
  • Scammer versuchen ihre Opfer hinzuhalten - Treffen kommen de facto nicht zustande
     
  • Kurz vor einem vermeintlichen Treffen passieren dem Scammer immer dramatische Zwischenfälle (Überfälle, Unfälle, Dokumentendiebstähle etc.)
     
  • Im Zusammenhang mit diesen dramatischen Lebenslagen bitten sie die Opfer schließlich um Geld
Tipps zur Vorsorge

 

  • Legen Sie sich für Dating-Portale eine alternative E-Mail-Adresse zu, so dass Ihr Hauptmailaccount nicht in Gefahr geraten kann
     
  • Nimmt ein Unbekannter Kontakt zu Ihnen auf, prüfen Sie sein Profil:
    • Wie lange gibt es das schon? Wurde es erst vor wenigen Tagen erstellt?
    • Profifoto prüfen
      - Details auf dem Foto prüfen.
      - Gibt es widersprüchliche Fakten?
      - Wie viele Fotos sind sichtbar? Nur ein Profilbild? Bitte um weitere Fotos.
       
  • Fotos checken (Tineye.com, yandex.com, Bildersuche google, Foto App Sherlock,
          Fotoprogramm Forensics)
     
  • Bringt eine Suchmaschinenanfrage: „Namen des Unbekannten+Scammer“ Treffer?

 

  • Achtung beim Thema Geld
    • Niemals Geld an Menschen überweisen, die man noch nie gesehen oder persönlich getroffen hat, egal wie gut die Begründung ist
    • keinesfalls Schecks einlösen
    • keine fremden Gelder über das eigene Konto weiterleiten - Verdacht der Geldwäsche und hiermit zivilrechtliches Haftungsrisiko vermeiden
       
  • Keine Briefe oder Päckchen weiterleiten oder aufbewahren
     
  • Auch selber keine Päckchen schicken - die Betrüger sind häufig an den Tracking Nummern der Päckchen interessiert, um diese ebenfalls betrügerisch einzusetzen
     
  • Keine sensiblen Daten preisgeben
     
  • Keine Kopien von Ausweisen, Pässen, Geburtsurkunden etc. übersenden - die können von Betrügern zum angeblichen Identitätsnachweis eingesetzt und dann zu weiteren Betrügereien genutzt werden
     
  • Keine (intimen) Fotos übersenden - damit könnten Sie später erpresst werden
     
  • Machen Sie den Gefühlstest, vertrauen Sie Ihrer Intuition, bleiben Sie skeptisch:
    • Versuchen Sie trotz Schmetterlingen Im Bauch objektiv zu bleiben
    • Was würden Sie einem Freund in solch einer Situation raten?
    • Warum möchte diese Person ausgerechnet Sie kennenlernen?
    • Kann das sein, trotz eines vielleicht großen Altersunterschieds?
    • Was würden Ihnen Ihre Eltern raten, wenn Sie bereits nach wenigen gewechselten E-Mails überschwängliche Liebesbekundungen erhalten oder aber wenn sie einem Menschen, dem sie noch begegnet sind, tausende von Euros überweisen wollen?
       
Falls ich gescammt wurde

 

  • Geleistete Zahlungen nach Möglichkeit rückgängig machen

 

  • Sofort jeden Kontakt abbrechen

 

  • Melden Sie den Scammer der Partner-Börse über die er den Kontakt aufgenommen hat

 

  • Ggf. neue Mailadresse und Telefonnummer zulegen

 

  • Mails und Chats auf externem Datenträger sichern

 

  • Überweisungsbelege aufheben

 

  • Nach der Sicherung die Daten von der Festplatte löschen

 

  • Betroffenen E-Mail-Account löschen
  •  Erstatten Sie Strafanzeige bei der Polizei auch wenn die Ermittlung solcher Täter schwierig ist. Das ist wichtig, wenn Banken gegen Sie Maßnahmen wegen des Verdachts der Geldwäsche unternehmen wollen. (ck)

 

Romance Scamming ist ein vermeintliches Nischendelikt im großen Deliktsfeld des Betruges, dennoch kommen diese Fälle auch im Rheinisch-Bergischen Kreis vor. Und auch bei den nur wenigen bekannt gewordenen Fällen sind Schadenssummen im sechsstelligen Bereich eingetreten.

Wenn Sie selbst oder Bekannte in ihrem Umfeld betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Polizei oder eine andere Organisation, die Ihnen helfen kann.

Bitte erstatten Sie Strafanzeige. Sie sind nicht allein.

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110